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Geschichte


Geschichtliches

Duingen, ein Flecken im Landkreis Hildesheim, liegt im Leinebergland und ist am besten mit dem PKW zu erreichen. Von Hildesheim aus wählt man die Bundesstraßen 1 oder 3 und wechselt auf die B240, die direkt nach Duingen führt. Darüber hinaus ist Duingen an das Busnetz des RVHI angeschlossen. Über dieses kann man die benachbarten Orte, den Bahnhaltepunkt in Alfeld und die Stadt Gronau, den Verwaltungsmittelpunkt der Samtgemeinde Leinebergland erreichen.

Duingen liegt eingerahmt von den Höhenzügen Hils, Ith, Duinger- und nahe gelegenem Thüster Berg in einer reizvollen Landschaft mit einer besonderen geologischen Geschichte. Zwischen Alfeld/Leine und Springe/Deister und somit auch rund um Duingen und den zugehörenden Orten wurden in der Vergangenheit Ton, Stein- und Braunkohle abgebaut, weshalb die Region auch als Pottland bezeichnet wurde. Die Gewinnung der Kohle wurde Mitte des 20. Jh. aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt, doch durch intensive Rekultivierungs- und Wiederaufforstungsmaßnahmen entwickelten sich hier in der Nachfolgezeit Naturschutz- und Landschaftsschutzgebiete und Biotope. So entstand das wunderschöne Naherholungsgebiet der Duinger Seenplatte.

Bis heute werden in der Region weiterhin Kalkstein, Gips und Quarzsand geborgen.

Duingens Geschichte und Entwicklung wurde jedoch über Jahrhunderte entscheidend durch die Gewinnung von Ton und dem sich daraus entwickelnden Töpferhandwerk geprägt. Die Bedeutung der Töpferei lässt sich seit 1988 sehr anschaulich in einem ortseigenen Töpfermuseum nachvollziehen.

Erste Anzeichen für eine frühe Besiedlung entdeckte Kreisheimatpfleger Wilhelm Barner (1893-1973) bei Ausgrabungen im Duinger Wald in den 1930er Jahren, als er in Hügelgräbern irdene Urnen freilegte und in deren Nähe zahlreiche Scherbenfunde machte, deren Entstehungszeit er auf die Zeit um 800 v. Chr. festlegen konnte. Diese Funde deuten darauf hin, dass sie in Duingen und Umgebung gefertigt wurden und die Gegend schon weit früher ein Zentrum des Töpferhandwerks war, als schriftliche Aufzeichnungen vermuten lassen.

Die Endung ...ingen im Ortsnamen Dudingen bzw. Duingen (beide Schreibweisen waren geläufig) könnten auch auf eine Gründung eines Siedlungsplatzes im 6. oder 7. Jh. hinweisen, während die Vorsilbe „Du“ auf die Lage der Siedlung in der Nähe einer Quelle schließen lässt. Tatsächlich existiert noch heute unter dem Pflaster der Duinger Straßen ein Brunnen, der bis ins 20. Jh. hinein große Teile der Bevölkerung mit Wasser versorgte und unter dem Namen „Mittelbrunnen“ bekannt ist. Der ehemalige Ortsheimatpfleger Duingens, Friedrich Becker, berichtet, dass die Gemeinde noch „in den 30er Jahren ... ein fahrbares Wasserfass“ unterhielt „das bei größerem Wasserverbrauch, so z.B. beim Schweineschlachten, von Bürgern ausgeliehen werden konnte. Dieses Fass wurde stets am Mittelbrunnen gefüllt.“

Ein genaues urkundliches Ersterwähnungsjahr ist für Duingen nicht belegt, der Ort wird aber schon im Liegenschaftsregister von Kloster Corvey erwähnt, das bereits im 9. Jh. über Besitzungen in Duingen verfügte. Becker bezieht sich auf Forschungsergebnisse des Instituts für Historische Landesgeschichte der Universität Göttingen und hält eine Ersterwähnung etwa für das Jahr 844 für möglich.

Eine weitere schriftliche Nennung erfolgt erst im Jahr 1233 mit dem Namen der Ritter von Dudingen, als diese in Eschershausen einen Wegzoll pachteten. Diese Ritter waren Gefolgsleute (Vasallen) der Edlen Herren von Homburg, zu deren Besitz im Amt Lauenstein Duingen nachweislich bis 1409 gehörte. Güter in Duingen besaßen außerdem das Hildesheimer Godehardikloster, die Hildesheimer Domkirche, die Herren von Bock und deren Erben, die Familie von Engelbrechten und das Kloster Gandersheim.

Das Wappen Duingens zeigt jedoch nicht die Insignien der begüterten Ritter, sondern eine Taube, die in niederdeutscher Sprache auch als „Duwe“ bezeichnet wurde. Es wird vermutet, dass dieses Bild irrtümlich vom mittelalterlichen Ortsnamen Duewingen abgeleitet wurde.

Die Bezeichnung „Flecken“ bedeutet, dass Duingen bereits im Mittelalter besondere Rechte zugesprochen wurden. Ein Flecken ist somit keinesfalls gleichzusetzen mit einem unbedeutenden und kleinen oder gar schmutzigen „Fleckchen Erde“. Im Gegenteil wird mit diesem schon auf das 8. Jh. zurückgehenden Begriff die ursprüngliche Bedeutung eines Dorfes in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht hervorgehoben. Als Flecken werden kleinere, aber lokal bedeutende Ansiedlungen bezeichnet, denen ein eingeschränktes Stadtrecht und vor allem das Marktrecht zugestanden wird und die als Knotenpunkte in der Nähe oder direkt an großen Verkehrs- und Handelswegen liegen.

Sitz des Amtes Lauenstein, zu dem Duingen trotz wechselvoller Geschichte über einen Zeitraum von 600 Jahren gehörte, waren die 1247 erstmals erwähnte Burg Lauenstein und später das Amtshaus Eggersen.

Unter Herzog von Calenberg Erich I. (1495-1540) und dessen Sohn Erich II. (1540 – 1584) und insbesondere auf Betreiben der Herzogin Elisabeth (1510 - 1558) wurde im Calenberger Land und damit auch im Amt Lauenstein die Reformation eingeführt. 1550 wurde Veit Pfleger erster protestantischer Pastor in Duingen.

Als Erich II. 1584 kinderlos verstarb, ging das Herzogtum Calenberg an Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel. Mit dem Zusammenschluss der beiden Herzogtümer fiel im Raum Duingen die Landesgrenze vor Coppengrave und auf den Kämmen von Hils und Ith. Diese Grenze wurde 1633 mit der erneuten Teilung welfischer Gebiete wiederaufgenommen und ist durch die noch immer an den Kammwegen von Hils, Ith und Duinger Berg stehenden Grenzsteine nachzuvollziehen.

In Aufzeichnungen über die Huldigungsfeier für Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel im Jahre 1585 in Rössing, an der auch Vertreter aus dem ganzen Fürstentum Calenberg teilnahmen, tauchen zum ersten Mal Namen von aus Duingen stammenden Vertretern des Töpferhandwerks auf, später ebenso in schriftlichen Darstellungen eines Jagdlagers des Herzogs Heinrich Julius im November 1594, durch die die Lieferung von Bierkrügen aus Duingen belegt ist.

Anders als damals allgemein üblich lebte der Großteil der Bewohner Duingens nicht von der Landwirtschaft, sondern vom Töpferhandwerk. Der Höhepunkt des Töpferhandwerks lag in Duingen im 17. und 18. Jh. Den in Duingen ansässigen Töpfern stand das Recht zum Tonabbau im Duinger Forst zu, die sogenannten Tongerechtsame. Im Jahre 1840 wurde es den Töpfern durch die „Tonordnung“ untersagt, an beliebiger Stelle im Wald nach Ton zu graben. Gegen diese Tonordnung reichten die Duinger Töpfer in der zweiten Hälfte es 19. Jh. Klage ein und erhielten zwölf Jahre später durch das Urteil des Landgerichts Hannover Recht.

Mit der Entwicklung der Milchzentrifuge und anderer Materialien zur Herstellung von Haushaltsgeräten und Gegenständen wie z.B. aus Glas und Emaille verlor das Töpferhandwerk in Duingen bereits im 19. Jh. an Bedeutung. Der letzte Töpfer gab seinen Betrieb in den 60er Jahren auf. Das Töpfermuseum Duingen erinnert mit einer eindrucksvollen und liebevoll zusammengetragenen Sammlung an Töpferwaren an den bedeutenden wirtschaftlichen Schwerpunkt des Ortes. Über die Duinger Töpfergeschichte ist hier mehr zu erfahren.

Mit der Auflösung des Amt Lauenstein 1885 wurde Duingen mit Capellenhagen, Fölziehausen und Lübbrechtsen dem neu gegründeten Landkreis Alfeld zugeordnet. 1977 kam Duingen zum Landkreis Holzminden und wurde 1981 schließlich in den Landkreis Hildesheim umgegliedert.

Am 1. November 2016 wurden Coppengrave, Hoyershausen mit Rott und Lübbrechtsen sowie Marienhagen und Weenzen in den Flecken Duingen eingegliedert, gleichzeitig fusionierte der Flecken Duingen mit dem Flecken Eime und der Stadt Gronau zur Samtgemeinde Leinebergland. Der Samtgemeindesitz befindet sich seitdem in Gronau, eine Außenstelle mit Bürgerbüro in Duingen besteht weiterhin.

Heute leben hier etwa 2.700 Menschen. In einem Gewerbegebiet am Südostrand des Ortes sind einige mittelständische Betriebe angesiedelt, während sich unterschiedliche Einkaufsmöglichkeiten – anders als in den meisten Orten im Hildesheimer Land – noch heute im Ortskern und nicht auf der grünen Wiese außerhalb Duingens befinden. Mehrere Arzt- und Zahnarztpraxen sowie eine Apotheke stellen die medizinische Grundversorgung sicher.

Da Duingens alter Ortskern um den Tie sich im Laufe der Jahrhunderte unumkehrbar zu einer zentralen Straßenkreuzung mit viel Autoverkehr entwickelt hat, begannen die Duinger Anfang des 21. Jh. mit der Umsetzung der Idee einer neuen Ortsmitte. Am alten Bahnhof entstand ein von der Dorfgemeinschaft mittlerweile viel genutzter neuer Marktplatz mit Boule-Spielfläche, an dem ein Geldinstitut angesiedelt ist. Neben einem angrenzend liegenden Senioren-Wohnpark ist ein weiterer Gebäudekomplex mit einem kommunalen Bürgerzentrum und barrierefreien Wohneinheiten geplant. Hier soll auch das Duinger Töpfermuseum eine neue Heimat finden.

Das soziale Leben des Ortes wird durch eine Reihe von Vereinen und Gruppen geprägt und ein Sport-, Gesundheits- und Erholungszentrum ist über die Ortsgrenzen hinaus bekannt.

Zu den Betreuungsangeboten bzw. Bildungseinrichtungen gehören neben der Seniorenwohnanlage eine Kindertagesstätte, eine Grund- und eine Oberschule.

Die Schulen mit Turnhallen, das Hallenbad mit Saunalandschaft sowie das Rathaus Duingens werden über eine Biogasanlage in Hoyershausen beheizt. Eine weitere Energieversorgung der öffentlichen Gebäude erfolgt über eine Photovoltaikanlage am Rande des Gewerbegebietes. Duingens Bürger haben sich zum Ziel gesetzt, dass ihr Ort klimaneutral wird.


Historische Baulichkeiten

St.-Katharinen-Kirche

Zu finden: Pfarrhof 3

Duingens St.-Katharinen-Kirche liegt auf einer Anhöhe unweit des historischen Ortskernes. Ältester Teil der Kirche und gleichzeitig ältestes Gebäude des Ortes ist der mittelalterliche Wehrturm, dessen Aufgabe, die Bevölkerung vor unliebsamen Eindringlingen zu schützen, noch heute an den schmalen Schießscharten zu erkennen ist. Er wurde vermutlich im 12. Jahrhundert errichtet, möglicherweise auch früher. Sein ursprünglich schlichtes Dach erhielt später einen achtseitigen Aufbau mit leicht geschweifter, beschieferter Haube, die mit einer Wetterfahne aus dem Jahre 1859 geschmückt ist. In das Fahnenblatt aus Kupfer ist die Duinger Taube eingearbeitet. Der Kirchturm ist bis zum heutigen Tage Eigentum der politischen Gemeinde Duingen.

An diesen Turm setzte man später ein Kirchenschiff in Fachwerkbauweise an, das jedoch für die Kirchengemeinde zu klein wurde, denn es lebten zeitweise so viele Menschen in Duingen - zu denen bis zu 40 Töpferfamilien - dass die Kirche nicht allen Platz bot. So heißt es in einer Handschrift aus dem Jahre 1733: „... Gestalt zu Winters Zeiten, wenn die Töpfers von Ihren Reisen wieder zu Hause angekommen, nicht einmal der dritte Theil von den Einwohnern dieses Fleckens die Kirche wegen des engen Raumes besuchen und den Gottesdienst Ihrer Christlichen Obliegenheit nach beywohnen kann...“

Einen optischen Eindruck von dieser alten Kirche erhält man durch eine hölzerne Tafel, die am Pfarrhaus neben der Kirche angebracht ist.

Zwischen 1737 und 1739 wurde das zudem baufällig gewordene Kirchenschiff durch den noch heute bestehenden Kirchenbau ersetzt. Das Jahr der Fertigstellung ist über dem Haupteingang zur Kirche eingemeißelt. Für diesen Bau verwendete man Kalkstein und Dolomit vom Duinger Berg. Nachdem Turm und Kirchenschiff zwischenzeitlich verputzt waren, legte man die Außenmauern in den 1930er Jahren wieder frei, so dass das heimische Gestein seitdem wieder sichtbar ist.

Man betritt die rechteckige Barockkirche über Eingangstüren im Norden und Süden.

Das sechsachsige Kirchenschiff hat neben kleineren Fenstern über diesen beiden Türen auf jeder Längsseite fünf hohe Fenster, die nach oben leicht gerundet sind. Ein weiteres Fenster befindet sich auf der Ostseite der Kirche.

Innen ist das Kirchenschiff sehr schlicht gestaltet.

Die ursprünglich das gesamte Kirchenschiff umlaufenden Emporen wurden im Rahmen einer Kirchenrenovierung in den 60er Jahren verkürzt, so dass der Schmuck der Katharinenkirche, der barocke Kanzelaltar, seitdem besser zur Geltung kommt. Dieser wurde Mitte des 18. Jh. auf dem steinernen und aus dem Mittelalter stammenden Altartisch aufgestellt. Der Mittelteil des Kanzelaltars reicht bis zur Decke des Chorraumes hinauf. Die über dem Altartisch vortretende Kanzel wird eingerahmt von je einer kräftig gewundenen Säule, neben denen links und rechts als klassischen Pendantfiguren an lutherischen Altären die Figuren des Mose und Johannes d.T. als Verbildlichung von „Gesetz" und „Gnade" stehen. Über dem Schalldeckel der Kanzel thront der auferstandene Christus. Weitergehende Informationen zu den Figuren des Altars findet man auch hier.

Der Taufstein im Chor wurde 1964 angefertigt. Er ersetzt den alten Taufstein, ein kreisrundes Becken auf einem 0,50 m hohen Sockel, der zwischenzeitlich im Garten der alten Apotheke gestanden haben soll, über dessen Verbleib jedoch heute nichts bekannt ist.

Über Kirchenschiff und Chorraum hängen drei barocke Kronleuchter, von denen einer im Jahre 1909 gefertigt wurde, die beiden anderen Leuchter Mitte des 18. Jh.

Die heutige Orgel fertigte der Orgelbauer Friedrich Weißenborn aus Braunschweig an. Sie wurde in den historischen Orgelprospekt aus dem Jahre 1765 eingebaut.

Vom Kirchenschiff aus ist der Turmraum zugänglich, der über Jahrzehnte als Kohlenlagerraum genutzt wurde. Seit der letzten Kirchenrenovierung ist hier ein Gedenkraum für die Opfer der Kriege seit 1812 eingerichtet. In diesem Raum ist vorübergehend auch die älteste noch erhaltene Glocke der Kirche, die Gebets-/Läute-Glocke aus der Turmlaterne ausgestellt.  Sie trägt in römischen Buchstaben die Jahreszahl 1483 und ist somit nachweislich im Geburtsjahr Martin Luthers gegossen worden. Heute gehören eine Bronzeglocke und zwei Stahlglocken zum Geläut der Duinger Kirche. Alle drei wurden im 20. Jh. gegossen.

Eine Besonderheit der Katharinen-Kirche ist ein Geheimgang, der vom Glockengeschoss aus über eine schmale Steintreppe auf der Südseite des Kirchturms nach unten bis ins Kirchenschiff führt. Dort endet er hinter einer unscheinbaren Holztür.

Im Eigentum der Kirchengemeinde befinden sich zwei Friedhöfe. Der alte, bereits im Mittelalter angelegte und später nach Norden erweiterte Kirchhof wurde Mitte des 20. Jh. für Begräbnisse geschlossen und 1971 in einen Parkfriedhof umgewandelt. Seit 2005 finden dort jedoch wieder Urnenbeisetzungen in einem Rasengrab oder Baumbestattungen statt. Ein neuer Begräbnisplatz wurde 1929 etwas außerhalb Duingens an der Straße nach Weenzen angelegt und später noch erweitert.

Auf dem alten Friedhof sind noch heute einige Grabsteine vom Beginn des 19. Jh. erhalten geblieben. Dazu gehört auch das aufwändig gestaltete Grabmal des Töpfermeisters Gottfried Lampe und seiner Frau Johanne, das auch an dieser Stelle des Ortes und scheinbar stellvertretend an die einst zahlreich in Duingen ansässigen Töpferfamilien erinnert. Deutlich älter sind außerdem einige aufrecht stehende Grabplatten, die in der Nähe der Kirche und an der Ostwand des Kirchengebäudes aufgestellt sind.

Pfarrhaus und Pfarrwitwenhaus

Zu finden: Pfarrhof 2 und Eckhardstr. 6

In direkter Nachbarschaft zur Katharinenkirche steht auf dem Kirchhügel das Duinger Pfarrhaus, ein Gebäude in Fachwerkbauweise aus dem Jahre 1768. Es steht den Pastoren und deren Familien als Wohnhaus zur Verfügung. Darüber hinaus befindet sich hier das Kirchengemeindebüro. An das Pfarrhaus wurde 1960 ein Gemeindesaal angebaut, der mittlerweile zu einem modernen Gemeindezentrum ausgebaut und erweitert wurde. Darunter und direkt an der Eckhardstraße liegt mit der No. 6 das 1729 erbaute ehemalige Pfarrwitwenhaus. An dieses setzte man in den 20er Jahren des 19. Jh. die zweite Duinger Schule an.

Tinne

Zu finden: Alfelder Weg 2

Auf diesem Grundstück der Alfelder Straße stehen Teile des ältesten Wohnhauses von Duingen, das von den Duingern auch „Tinne“ genannt wird. Die Tinne war ein festes Haus, das die „Ritter von Duingen“ bereits um 1233 bewohnten. Das Gebäude ist im Laufe der Jahrhunderte aus mehreren Gebäudeteilen zusammengewachsen, die teilweise noch über einem alten Gewölbekeller stehen. Die außen sichtbaren Fachwerkbalken sind mit renaissance-zeitlichen Holzprofilbalken verziert.

Die „Tinne“ befindet sich heute in Privatbesitz und ist nicht zu besichtigen.

Hirtenhaus

Zu finden: Hirtenweg 1

Seit 1642 ist ein Hirtenhaus in Duingen nachgewiesen. Mit der Hausnummer 1 steht auch heute noch im Hirtenweg das Hirtenhaus, in dem zum Jahre 1885 ein vom Flecken beauftragter Kuhhirt wohnte.

Aufgabe der Fleckenhirten war die Versorgung der Schweine, Kühe, Ziegen und Gänse der Bürger Duingens auf dafür festgelegten Weideflächen.

Das Hirtenhaus befand sich im Besitz des Fleckens und wurde dem Hirten und seiner Familie mit zugehörigen Stallungen, Gartenland und Weideland für eigenes Vieh kostenlos zur Verfügung gestellt. Diese Nutzungsrechte, die jährliche Entlohnung des Hirten, zu der auch ein Paar Lohnschuhe und eine festgesetzte Menge von Brennholz aus dem Duinger Forst gehörten, sowie Kündigungsfristen wurden zwischen ihm und dem Magistrat des Fleckens vertraglich vereinbart.

Letzter Fleckenhirte, der das Duinger Hirtenhaus bewohnte, war der Kuhhirt Christian Bunnenberg, der nach dem Tod seines Vaters dessen Amt von 1876 bis 1885 ausführte.

Die Gemeinde verkaufte das Haus kurz nach 1900 und in den 20er Jahren kam es in den Besitz der Familie Bunnenberg, die bis 1983 Eigentümer blieb.

Noch heute ist das Hirtenhaus in Privatbesitz und erinnert an diesen Teil der Ortsgeschichte Duingens.

Ratskeller

Zu finden: Töpferstr. 10

Der Ratskeller Duingens wurde bereits im Jahre 1564 urkundlich erwähnt und war bis 1860 Eigentum des Fleckens. Im Ratskeller befanden sich die Räume des Magistrats (der Rates), der hier seinen Amtsgeschäften nachging. Gleichzeitig war er Wirtshaus, hatte einen eigenen Brunnen, bot Unterkunft für Reisende, weshalb auch Pferdeställe zum Gebäudekomplex gehörten und verfügte über Räume, die von der Dorfgemeinschaft für öffentliche Zusammenkünfte genutzt wurden.

Der erste in Akten dokumentierte Bau geht auf das Jahr 1613 zurück, aber nach Ansicht des ehem. Ortsheimatpflegers Friedrich Becker kann man davon ausgehen, dass es bereits einen Vorgängerbau an derselben Stelle gegeben hat. Wegen Baufälligkeit wurde der Ratskeller 1732/33 noch einmal neu errichtet, gut fünfzig Jahre später ein neuer Brunnen angelegt und durch die Schaffung einer zweiten Gaststube für „honette Bürger und vornehme Fremde“ und einen Anbau mit Stallungen und neuem Tanzsaal im 19. Jh. weiter vergrößert.

Bis zum Verkauf im Jahre 1860 war der Ratskeller als Eigentum des Flecken Duingen immer an seine Betreiber verpachtet. Der älteste noch erhaltene Pachtvertrag stammt aus dem Jahr 1674. In diesem legte Bürgermeister und Rat des Fleckens die Pachtbedingungen genau fest. So wurde nicht nur auf die Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen, Festsetzung der Pachtzahlungen und Instandhaltungsmaßnahmen geachtet, sondern auch die Nutzungsbedingungen bestimmter Räume für öffentliche Zwecke formuliert. Die Pachtverträge hatten in der Regel eine Laufzeit von zwei oder drei Jahren. Die Verpachtung wurde ausgeschrieben und im Rahmen einer öffentlichen Versteigerung an den Meistbietenden erteilt. Zum Betreiben des Ratskellers gehörten nicht nur der Handel mit Bier und Branntwein, sondern umfasste zu Zeiten, als Duingen noch über keine Ladengeschäfte verfügte, auch den „Hokenhandel“ (Kramhandel).

Mit dem Verkauf des Ratskellers ging er vom Flecken Duingen in den Besitz von Friedrich Kyrieleis und dessen Familie über. Diese nahm in der Folgezeit einige Umbauten vor und machte aus den Pferdeställen unter dem Tanzsaal ein Ladengeschäft. Der nächste Besitzer machte aus dem Tanzsaal zeitweise ein Kino. Später entstand in einem anderen Gebäudeteil eine Diskothek, die noch immer besteht und in der Partyfreunde aller Generationen gerne feiern.

Seit 1991 ist die Familie Kühnapfel Kellerwirt in Duingen. Sie renovierte 2014 alle Räumlichkeiten und ihr Ratskeller im Ortskern ist noch immer beliebter Anlaufpunkt, in dem kleine und größere Familienfeste gefeiert werden können. Auch Übernachtungen sind dort möglich.

Weitere Auskünfte erhält man über die Website des Ratskellers unter https://www.ratskellerduingen.com/

Alte Apotheke (heute Töpfermuseum)

Zu finden: Töpferstr. 8

Direkt neben dem Ratskeller liegt ein weiteres altes Fachwerkgebäude, in dem sich über einen Zeitraum von 140 Jahren bis 1985 eine Apotheke befand, weshalb das Haus in Duingen heute als „Alte Apotheke“ bekannt ist. Tatsächlich stand an dieser Stelle schon weit früher eine von Duingens erfolgreichsten Töpfereien.

Denn bevor das stattliche Fachwerkhaus Ende des 18. Jh. gebaut wurde, gehörte das Grundstück zu einer Köthnerstelle, auf der eine Töpferei angesiedelt war, die nach Auskunft des Ortsheimatpflegers Becker „wohl zu den ältesten des Ortes zählt ... Der erste nachweisbare Besitzer der Töpferei war der im Jahre 1629 geborene Heinrich Lampe. Er gehörte zu den Töpfermeistern, die in den Sommermonaten auf große Töpferreise gingen, um ihre Ware in fernen Ländern zu verkaufen.“ Lampe muss einer der „wirtschaftlich am besten gestellten Töpfermeistern Duingens“ gewesen sein, denn zu seinem Grundstück gehörten 15 Morgen Ackerland und eine Wiese, die er neben der Töpferei bewirtschaften konnte. Darüber hinaus wählten die Duinger Bürger ihn mehrfach zu ihrem Bürgermeister.

Nach dem Tod Lampes gingen Töpferei und Besitz zunächst an seinen Sohn und später an andere Töpfermeister über, bis schließlich Johann Christian Pilster neuer Eigentümer wurde. Pilster und seine Frau Maria ließen das alte Wohnhaus abreißen und bauten 1789 das noch heute existierende Fachwerkhaus. Ihre Namen sind bis heute in der Balkeninschrift des Hausgiebels an der Straße zu lesen. Die Erben des Paares verkauften das Haus mit Nebengebäuden, Garten, 1 ¼ Morgen Ackerland, Anteilen an den Gemeindewiesen sowie Holz-, Hüte- und Weiderechten an den Arzt Dr. Varges, der sich 1806 in Duingen niedergelassen hatte. Ihn machten die Duinger 1825 zu ihrem Bürgermeister auf Lebenszeit. Als er 1844 verstarb, verkaufte der Vormund seiner Kinder Haus und Grundstück ein Jahr später an den Apotheker August Grünhagen.

Mit diesem Besitzerwechsel begann die Geschichte der Duinger Adler-Apotheke. Auf Grünhagen folgten im Laufe der Zeit weitere Apotheker, u.a. der in Duingen geborene Heinrich Kyrieleis, der in den Nebengebäuden außerdem eine Töpferei wieder zum Leben erweckte und die Posthalterei in Duingen übernahm.

Letzte Eigentümerin war Ingeborg Koch, die auf der alten Fotographie im weißen Kittel zu erkennen ist. Frau Koch verpachtete ihr Geschäft an Helmut Adam, der den Betrieb 1985 aufgab. Zwei Jahre später verkaufte Ingeborg Koch das gesamte Gebäude an den jetzigen Besitzer, der es als Wohnhaus nutzt und seit 1988 die Apothekenräume an den Flecken Duingen vermietet. Die ursprünglich auf der Giebelseite liegende doppelläufige Treppe, über die man den Eingang der Apotheke erreichte, verlegte man, als sie zu einem Hindernis im zunehmenden Verkehr durch Duingens Ortskern wurde, in einen kleinen seitlich gelegenen Anbau. Über diese betritt man heute das Töpfermuseum des Ortes.

Einige Exponate der Sammlung wurden erst im 20. Jh bei Bauarbeiten auf dem Grundstück der einstigen Töpferei gefunden. In einem der Museumsräume veranstaltet der Flecken Duingen in Kooperation mit dem Duinger Heimat- und Kulturverein regelmäßig Ausstellungen. Anstelle des schmiedeeisernen Schildes mit dem Adler der vormaligen Apotheke hängt nun ein ähnliches Schild mit einer Vase mit Blume auf einer Töpferscheibe, dem jahrhundertealten Symbol der Duinger Töpfer.

Baurat-Schmidt-Haus

Zu finden: Eckhardstr. 5

Das Haus in der Eckhardstr. 5 wird in Duingen das „Baurat-Schmidt-Haus“ genannt.

Ursprünglich stand auf diesem Grundstück der Vollmeierhof Jahns. Dieser Hof wurde 1873 durch Brandstiftung schwer beschädigt. Sein damaliger Besitzer und Bewohner Heinrich Christian Jahns, der zu dieser Zeit auch Bürgermeister von Duingen war (von 1844 bis 1888), ließ das beschädigte Gebäude an anderer Stelle in der Eckhardstraße wiederaufbauen und stattdessen ein neues und repräsentatives Haus nach den Plänen des mit der Familie verwandten Architekten Ferdinand Walbrecht aus Hannover errichten.

Jahns Tochter Agnes heiratete den Forstmeister Schmidt aus Grohnde bei Hameln.

Aus dieser Ehe ging Wilhelm Schmidt hervor, der spätere Baurat Schmidt. Wilhelm Schmidt erbte das Haus, weshalb es seit der ersten Hälfte des 20. Jh. dessen Namen trägt.

Christian Jahns ist auf dem alten Friedhof an der Duinger Kirche beerdigt (zu erkennen an einem großen Obelisken am Hauptweg), ebenso seine erste Ehefrau Marie Philippine. Eines der beiden gusseisernen Kreuze erinnert an sie. Auf der Rückseite des Obelisken liegt der Grabstein von Baurat Schmidt.

Alter Bahnhof

Zu finden: Scherzerstraße

Unweit der neuen Duinger Ortsmitte liegt der alte Duinger Bahnhof, der heute jedoch als Verkehrs-Haltepunkt keine Rolle mehr spielt.

Durch den Eisenbahnbau im 19. Jh. gewann deren Nutzung auch im Leinetal zunehmend an Bedeutung. Von der 1853 eröffneten Leinetalstrecke Hannover – Alfeld und der 1872 entstandenen Ost-West-Achse Hannover – Hameln – Altenbeken blieben die Dörfer im Saaletal und somit auch Duingen zunächst abgeschnitten. Mit dem industriellen Abbau von Bodenschätzen wie Ton, Braunkohle und Kalk strebte man aber auch in dieser Region den Bau einer Eisenbahnstrecke an. Da diese aus Sicht der Königlichen Eisenbahndirektion jedoch nicht von überregionalem Interesse war, wurde 1895 einer privaten Berliner Bahnbaufirma die Konzession für den Bau einer Strecke zwischen Voldagsen über Salzhemmendorf bis nach Duingen (Kleinbahn VDD) erteilt, die hier 1897 für den Personen-und Güterverkehr fertiggestellt war. Ab 1899 beteiligte sich auch die Deutsche Eisenbahngesellschaft am Weiterbau der Strecke, die bis Delligsen verlängert wurde. Über diesen Schienenweg wurden Rohstoffe und Industrie- sowie während des 2. Weltkrieges auch Rüstungsgüter transportiert. Weitere geplante Streckenabschnitte und Anschlüsse nach Grünenplan und Wispenstein wurden jedoch nie realisiert. Mit Beendigung des Braunkohleabbaus und der zunehmenden Bedeutung des Transportes durch Kraftfahrzeuge wurden Betrieb und Instandhaltung der Kleinbahnstrecke unrentabel. 1967 wurde der allgemeine Verkehr eingestellt und die Strecke nur noch privat vom Kaliwerk Salzhemmendorf und der Sandgrube Dr. Bock in Duingen genutzt. Der Betrieb von und nach Duingen wurde im Jahre 2000 endgültig eingestellt.

Das Bahnhofsgebäude wird heute als privates Wohnhaus genutzt. Auf dem zugehörigen Gelände stehen noch immer einige alte Loks und Eisenbahnwaggons.

Revierförsterei am Papenkamp

Zu erreichen über L462 Ri. Coppengrave. Hinter dem Ortsausgang von Duingen rechts abbiegen in die Straße In der Welle. Dieser immer weiter folgen bis zum Wanderparkplatz am Papenkamp.

Spätestens, wenn man sich auf eine Wanderung durch den Duinger Wald aufmacht, passiert man die ehemalige und wunderschön am Waldrand gelegene Revierförsterei am Papenkamp. Schon vom Wanderparkplatz am Papenkamp aus sind die Gebäude zu sehen. Über mehrere Jahrzehnte lebte dort der Revierförster Duingens.

Heute werden die zu Duingen gehörenden Waldgebiete vom Forstamt in Grünenplan betreut. Mehr dazu kann man hier erfahren.

Die Gebäude am Papenkamp wurden verkauft und werden privat genutzt.

Am Wanderparkplatz findet man eine Tafel mit Informationen zum Pottland und seinen Wanderwegen, eine Sitzgruppe an einem der Teiche lädt zu einem Picknick ein.


Spuren von historischen Produktionsstätten

Strauch‘sche Töpferei (heute an dieser Stelle ein Baustoffhandel)

Zu finden: Bruchstr. 8/Bruchwiesen

Zur Blütezeit des Töpfereihandwerkes waren in Duingen vierzig Töpferhandwerker ansässig. Aus einem der bedeutendsten Töpferbetriebe, der Töpferei der Familie Heuer im Ortskern Duingens, entwickelte sich beispielsweise ein großer Produktionsbetrieb, die Tonröhrenfabrik Knolle & Co. Diese stellte 1969 ihre Produktion ein, das Gebäude mit zugehörendem Schornstein wurde 1980 abgerissen. Auf dem Grundstück der alten Töpferei (Eckhardtstr. 4) steht heute ein Ärzte-und Apothekenhaus.

Letzter Schornstein und Zeuge eines Töpferbetriebes in Duingen ist der an der Bruchstraße. Dieser Schornstein gehörte zum Töpferbetrieb Strauch, der später von der Familie Waje gekauft wurde. Heute handelt die Fa. Waje an dieser Stelle mit Baustoffen.

Holzwarenfabrik WiNi

Zu finden: Industriestr. 1 (NP-Markt) und Triftstraße (Rewe-Markt)

Letzte Zeugen eines erfolgreichen in Duingen angesiedelten Betriebes sind die großen Werkshallen, die bis heute noch an der Industriestraße neben dem Lebensmittel-Einkaufszentrum erhalten geblieben sind. Mittlerweile von anderen Firmen genutzt, gehörten sie jedoch bis zum Jahre 1964 zur Holzwarenfabrik WiNi.

Hinter dem Namen der Firma verbargen sich Vor- und Nachname des Firmengründers Wilhelm Niemeier.

Der in Duingen geborene Wilhelm Niemeier übernahm den bereits seit 1874 bestehenden Holzverarbeitungsbetrieb seines Großvaters Christian in dritter Generation. Was Christian als Drechslerei begonnen hatte, führte sein Sohn Wilhelm durch Anschaffung und Einsatz der für die damalige Zeit fortschrittlicher Geräte wie einen durch Pferdekraft angetriebenen Göpel (eine durch im Kreis herumgehende Tiere bewegte große Drehvorrichtung zum Antrieb von Arbeitsmaschinen) erfolgreich weiter und ersetzte diese schon bald durch Dampfmaschinen. Um die Jahrhundertwende schaffte er darüber hinaus einen Dynamo an, mit dessen Hilfe er Strom für seinen und einige landwirtschaftliche Betriebe in der Nachbarschaft erzeugte.

1908 gründete sein Sohn Wilhelm seine WiNi Werke an die heutige Industriestraße, während der Sohn Gustav die Drechslerei von Vater Wilhelm sen. im Ortskern (heute Heinrich-Niemeier-Str. 1 und 1a) noch lange weiterführte.

Während des 1. Weltkrieges übernahm Wilhelms jun. Frau Karoline die Leitung der Holzwarenfabrik und organisierte außerdem das Dreschen von Getreide der Duinger Landwirte durch die betriebseigene Dreschmaschine.

Nach dem Krieg begann Wilhelm Niemeier mit der Produktion von Schul- und Büromöbeln, entwickelte seine Firma in diesem Bereich als Marktführer in Deutschland und erweiterte diese kontinuierlich durch Zweigstellen in Marienau, Drakenburg, Weenzen und Braunschweig.  Die Anlieferung von Rohstoffen und Material sowie der Transport der fertigen Möbel verlief über die Kleinbahn Voldagsen-Duingen-Delligsen (VDDH). Zum Sortiment der Firma WiNi gehörten später auch weitere Kleinmöbel und sogar Fertighäuser. Vertretungen und Auslieferungslager entstanden an zehn Standorten im ganzen Bundesgebiet.

Zum Standort in Duingen gehörten zahlreiche Werks- und Produktionshallen, in denen zeitweise bis zu 1300 Mitarbeiter beschäftigt waren. Während des 2. Weltkrieges bewohnten viele Zwangsarbeiter und bei WiNi beschäftigte Kriegsgefangene Baracken auf dem Werksgelände.

Ende der 1950er Jahre verschlechtere sich die finanzielle Situation der Firma und Niemeier musste seine Zweigwerke verkaufen oder auflösen. Wenige Jahre nach Wilhelm Niemeiers Tod stand seine Firma in Duingen vor dem Konkurs. In den 70er Jahren wurde sie von der Firma Bock in Duingen aufgekauft. Georg Schmidt, der Geschäftsführer in Marienau und Ehemann von Niemeiers Adoptivtochter Minna, wurde Inhaber der Standorte Marienau und Drakenburg und formte aus diesen das noch heute erfolgreiche Unternehmen WiNi Büromöbel in Marienau.

Von den Gründungs-Gebäuden der Firma WiNi existieren heute nur noch einige Werkshallen. Der größte Teil der Betriebsgebäude, der hohe Schornstein sowie das Wohnhaus der Familie Wilhelm Niemeier wurden Anfang des 21. Jh. abgerissen.

Duinger Mühle

Zu finden: Windmühlenweg 1

Die Straße „Windmühlenweg“ erinnert an die erste Windmühle Duingens, die 1661 hier errichtet wurde. 1742 wurde die Windmühle baufällig und neu aufgebaut. Bis Ende der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts betrieb Müllermeister Großmann seinen Betrieb, zuletzt mit einer Elektromühle. Die Mühle wurde später zu einem Wohnhaus umgebaut.

Eines der Duinger Holzschilder und ein alter Mühlstein machen Spaziergänger heute auf den alten Mühlenbetrieb Duingens aufmerksam.

Ehem. Braunkohleabbaugebiet, heute Duinger Seenplatte mit Bruchsee, Entensee, Weinbergersee und Humboldtsee (Salzhemmendorf)

Es gibt wohl keine Region in Deutschland, in der auf so engem Raum eine so außergewöhnliche Vielfalt unterschiedlicher Gesteine und Bodenschätze an der Erdoberfläche liegen wie in der Region Duingen. Sie war nicht nur für den Abbau von Ton, Stein- und Braunkohle, sondern ist auch bis heute für die Förderung und Gewinnung von Quarzsand, Gips und Kalkstein bekannt.

Insbesondere der Abbau von Braunkohle prägte das Bild der Landschaft in der Vergangenheit entscheidend.

Der Bruchsee westlich von Duingen ist einer von mehreren Restseen des Braukohletagebaus in der Region. Mit dem Abbau der Braunkohle wurde Mitte des 18. Jh. begonnen, um den Hausbrandbedarf der umliegenden Dörfer zu sichern. Die erste Brikettfabrik entstand im Jahre 1900, zwei Jahre später übernahm die „Bergwerksgesellschaft Humboldt“ die Förderung der Braunkohle. Bis zum Ende der Förderung 1966 und der zunehmenden Bedeutung des Heizöls als Brennstoff wurden 20 Mio. Tonnen Rohbraunkohle geschürft und weiterverarbeitet.

Mit der Stilllegung des Tagebaubetriebes blieb eine vegetationslose „Mondlandschaft“ zurück, deren Flöze infolge ansteigenden Grundwassers und durch Zulauf von Oberflächenwasser nach und nach vollliefen. So entstand eine Seenlandschaft, die heute als Duinger Seenplatte bekannt ist und zu der neben dem Bruchsee auch Weinbergersee, Entensee und Humboldtsee gehören.

Nach Rückgabe der ausgebeuteten Flächen an die Forstverwaltung begann man mit der Rekultivierung der Landschaft und verwandelte diese durch den Einsatz von großem Raupen innerhalb von 1,5 Jahren wieder in eine sanfte Hügellandschaft mit Vorflut- und Wegesystem, die anschließend mit heimischen Baumarten bepflanzt wurden. Innerhalb von zwei Jahrzehnten konnte das gesamte Kohleabbaugebiet wieder zu einem Waldgebiet mit heimischen Wildarten gestaltet werden und sich die ebenfalls bepflanzten Uferzonen der entstandenen Seen in Lebensräume für zahlreiche Wasservögel verwandeln.

Bis heute haben sich der Bruchsee und die zur Seenplatte gehörenden Gewässer Weinberger-, Enten-  und Humboldtsee zu beliebten Naherholungsgebieten mit Bade- und Angelmöglichkeiten und einem Wanderwegenetz entwickelt.

Während Bruchsee und der noch etwas größere Humboldtsee (dieser gehört zum benachbarten Salzhemmendorf / Landkreis Hameln-Pyrmont) sich zum Naherholungsgebiet für Familien und Badefreunde mit Kiosk, Tretbootverleih und Campingmöglichkeiten entwickelt haben, ist der Weinbergersee durch seine Fischvorkommen vor allem bei Anglern beliebt.

Die Renaturierung des ehemaligen Braunkohletagebau-Gebietes rund um den Weinbergsee gilt allerdings nicht als rundum gelungen, denn hier hatte man vor Jahrzehnten den Verlauf der Saale verändert und den Flussverlauf mitten durch den See umgeleitet. Die sich dadurch entwickelnden Strömungsverhältnisse führten dazu, dass Schwimmgewohnheiten einiger hier lebender Fischarten gestört und gebremst wurden. Im Herbst 2021 wurde damit begonnen, den Gewässerverlauf der Saale auf einer Länge von rund 400 Metern wieder in ein Flussbett entlang des Weinbergsees zurückzuleiten. Ziel des Projekts ist es, die Wertigkeit der Saale als Lebensraum wieder zu erhöhen und darüber hinaus etwas für einen effektiven Hochwasserschutz zu tun. Ein- und Ablauf der Saale in den Weinbergsee werden so umgebaut, dass der Wasserstand in dem mehr als 20 Meter tiefen Gewässer um etwa 1.5 m sinkt. So kann im Falle eines Hochwassers die Saale aus ihrem neuen Bett zum Teil wieder in den See gelenkt werden.

Ein geologischer Lehrpfad im Weenzer Bruch berührt alle wichtigen geologischen Einheiten und informiert auf Schautafeln über deren Entstehung, Aufbau und Nutzung der ehemaligen Tagebauregion.